Wir brauchen eine neue Personalentwicklung
Wie sieht es aktuell in der PE aus?
Ich beobachte seit Jahren, wie sich die Trainingsbranche entwickelt. Viele HR-Profis spüren, dass ihre Arbeit nicht so weitergehen kann, wie bisher. Dies wurde insbesondere durch das Versammlungsverbot und die Notwendigkeit von Onlinelösungen durch die Corona-Krise mehr als deutlich. Ich beobachte schon jetzt, dass Online-Bildung immer normaler wird und es aus der Weiterbildungsbranche gar nicht mehr wegzudenken ist. Gleichzeitig ist es nicht ausreichend, die alten Trainingsinhalte einfach online abzuhalten. Entscheidend ist das Mindset, die Krisenkompetenz und das psychische Wohlbefinden das ein Team zukunftsfähig macht – oder eben nicht. Ob das dann online, offline, hybrid, mobil oder über Rauchzeichen trainiert wird, ist erst einmal zweitranig. Das ist den meisten HR-Profis im Moment gar nicht bewusst.
Wie haben sich die Anforderungen an die Personalentwicklung verändert?
Es ist sehr auffällig, dass aktuell mehr HR-Profis gesucht werden, denn je zuvor. Durch die Krise(n) und Home Office wurde das psychische Wohl der Mitarbeiter plötzlich ein so zentrales Thema in Unternehmen, dass der vormals oft belächelten HR-Abteilung endlich die hohe Bedeutung zugesprochen wurde, die sie meiner Meinung nach schon immer hatte. Plötzlich soll alles umgekrempelt werden, doch niemand weiß so genau, wie. Man hofft auf HR.
Was ist die größte aktuelle Herausforderung für HR-Profis?
Personalabteilungen befinden sich in einer ganz neuen Situation: Es geht mittlerweile nicht mehr nur noch darum, gewisse Fachskills in Mitarbeitern zu entwickeln, sodass sie Ihre Kompetenzlücken schließen, die sie zu ihrem Job befähigen. Niemand weiß, welche Skills in einem, fünf oder zehn Jahren benötigt werden. Das kann morgen schon wieder ganz anders sein, als heute. Zudem geht es in dieser unsicheren, schnelllebigen Zeit nicht nur um den Mitarbeiter, sondern um den ganzen Menschen: seine Träume, seine Wünsche, seine Sorgen, seine Ängste.
Es braucht also intrinsisch motivierte, flexible, kreative, selbstbefähigte, glückliche, gesunde und krisentauglichen Mitarbeiter, um als Unternehmen für die Zukunft gewappnet zu sein. Auch die neuen Generationen von Mitarbeitern bringen ganz neue Werte mit: Selbstverwirklichung, Sinnerleben und Gesundheit stehen vor Schuften und Karriere. Diese Kompetenzen in Mitarbeitern zu entwickeln ist Aufgabe der Personalentwicklung, egal ob durch Trainer, Coaches oder Führungskräfte. Da Personalentwicklung hier ganz neu gedacht werden muss, ist das wohl eine der größten bisherigen Herausforderungen der PE.
Wie können diese zukunftsfähigen Eigenschaften in Teams entwickelt werden?
Da ich nicht nur als Trainerin sondern auch in der wissenschaftlichen Forschung tätig bin, weiß ich, dass die Positive Psychologie viele Methoden, Übungen und Modelle bietet, um diese zukunftsfähigen Kompetenzen zu entwickeln. Diese integriere ich seit Jahren in meine Trainings. Die Begeisterung der Teilnehmenden und der hohe Transfer in den Arbeitsalltag zeigen mir seit Jahren, dass es funktioniert: Menschen werden regelrecht transformiert. Wichtig ist, dass ich dabei die fachlichen Skills der Mitarbeiter nicht vernachlässige, denn diese muss ich natürlich weiterhin trainieren. Wir brauchen also die Fertigkeiten, um sowohl fachlich kompetenter zu werden, als auch im Job Wohlbefinden, Gesundheit und Resilienz (ich nenne sie Happiness-Skills) immer weiter zu stärken. Sodass unser Job an sich eine Art Glücksquelle wird.
Die Überschneidung von Trainingsinhalten für sowohl mehr fachliche Kompetenz als auch Happiness Skills habe ich Positive Training getauft und hierzu das POSITRAIN®-Modell entwickelt (s. Bild). Dieses Modell hat sich in der Praxis bewährt und wird aktuell im Rahmen meiner Doktorarbeit untersucht.
Wie können Trainer, HRler und Führungskräfte Positive Training in der Praxis anwenden?
Für den Einstieg empfehle ich meinen Positive Training Guide zu Downloaden (zum Download) oder mein Buch „Positive Psychologie für die Personalentwicklung“ (zum Buch), das allerdings das Thema nur kurz anreißt. Außerdem gibt es bereits eine kleine Positive Training Community (hier geht’s zur LinkedIn-Gruppe). Wer es wirklich ernst meint, dem lege ich den Onlinekurs zum Buch ans Herz. Hier teile ich mein geballtes Wissen speziell für HR-Profis, Trainer und Führungskräfte, die wirklich eine Transformation ihrer Teams bewirken wollen. Zudem gibt es zig Methoden, Vorlagen, Übungen, Kopiervorlagen, ganze Workshopabläufe und zwei Tools für eine kinderleichte, schnelle Konzeption. Mehr Infos zum Onlinekurs gibts unter: www.positive-training.com.
Genderhinweis: Aufgrund der besseren Lesbarkeit wurde auf eine genderneutrale Sprache verzichtet. Diese beinhaltet keine Wertung.
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